Die verstrickte Dienstagsfrage - Woche 44/2004
Ist Stricken ansteckend? Hast du schon mal jemanden "an die Nadel" gebracht (Kinder, Freundinnen etc.)?
Zur ersten Frage: Ja. Ich habe den Virus von meiner Mutter, und die hat ihn von ihrer Mutter. Und meine Tochter hat es wieder von mir gelernt. Das könnte allerdings auch auf genetische Veranlagung hinweisen. Meine Tochter hat allerdings viel Begeisterung für neue Projekte, dann aber wenig Durchhaltevermögen. Aber das macht nix. Das wird schon.
Eine Freundin von mir hatte den allgemeinen Strickvirus schon (strickophagus communis), die habe ich allerdings noch mit dem Socken-Strickvirus, einer ziemlich aggressiven Variante (strickophagus pedis) des allgemeinen Strickvirus. Eine andere Freundin, die ebenfalls schon an allgemeiner Strickwut litt, habe ich mit dem ebenso agressiven strickophagus stolensis fusilis, dem Schalstricken mit Fusselgarn angesteckt.
Ach ja, und es gibt auch Kreuzinfektionen - meine Mutter habe ich wieder ans Sockenstricken gebracht. Und sie zeigt auch schon wieder Suchtverhalten.
Und hier noch das Muster ein bisschen näher:
Er macht wirklich Spaß.
Heute habe ich dann die zweite blaue Ringelsocke fertig gestrickt, ich muss allerdings noch vernähen, bevor ich euch was zeigen kann. Und gestern habe ich mal ein Probesöckchen von dem Trinity-Muster angefangen. Weil wir aber heute unterwegs waren, konnte ich noch nicht weiter machen, ich vermute auch, dass ich einen Fehler drin habe. Also habe ich im Auto die blauen Ringelsocken fertig gestrickt. Und dann habe ich heute noch ein neues Sockenpaar angefangen, aus einer Regia-Jaquard-Variante, wenn ich mich recht erinnere, in schwarz und dunkelblau. Gibt jedenfalls Männersocken für die Weihnachtskiste.
Damit habe ich jetzt nur noch 3 Sockenstrickzeuge, und dabei soll es auf Dauer bleiben. Ha, wieder ein UFO weniger. Jetzt werden die UFOs allerdings immer größer, so dass es länger dauern wird, bis wieder was verschwindet. Und da ich ja auch noch ab und zu mal was neues anfangen mag, darf ich für jeweils zwei fertiggestellte Projekte ein neues anfangen.
Wie gesagt, ich war standhaft. Kein einziges Knäuel durfte mit. Ich habe sie alle ganz herzlos ihrem ungewissen Schicksal im Kaufhaus überlassen. Nur das Heft von Zeeman für 49 Cent durfte mit. Die Fühlprobe habe ich allerdings überall gemacht. Das ist fast schon so gut wie kaufen.
Also, ich habe mich das auch schon gefragt, denn meine Tochter (gerade 11 geworden) liebt auch dieses kuschelweiche Garn so sehr, dass sie schon nach einem Pulli gefragt hat. Trotzdem würde ich aus mehreren Gründen eher abraten. Der erste Grund ist, dass ich schon ein Kind aus der Gemeinde mit so einem Pulli habe herumlaufen sehen. Der Pulli war recht unförmig und die Ärmel fast endlos gedehnt. Sie hingen etwa in der Länge des Unterarmes über die Hände des Kindes (ca. 6 Jahre alt) hinaus.
Der zweite Grund ist der, dass ich bisher noch keinen wirklich überzeugenden Pulli aus dem Garn in einer Zeitschrift gesehen habe, der *nur* aus diesem Garn gearbeitet wäre (man möge mir bitte widersprechen, wenn es das doch gibt - denn besonders viele Strickzeitungen habe ich nicht). Meist werden Bündchen und andere formgebende Teile mit anderen Qualitäten gestrickt. Einige Tops habe ich gesehen, aber dann wurden die Schwierigkeiten des Garns irgendwie geschickt ausgeglichen, z. B. das Top in dem Brazilia-Journal von Schachenmayr von 2003, das statt eines gewöhnlichen Kragens einen (ziemlich unförmigen) Rollkragen hat.
Der dritte Grund ist meine Erfahrung beim Stricken: die Schals, die ich bisher gestrickt habe (aus Brazilia oder Smash von Online) haben sich sehr gedehnt, und halten die Form an sich seh schlecht. Das Gestrick lässt sich sehr stark verziehen. Bei Schals, die eh immer in die gleiche Richtung gezogen werden, ist das kaum ein Problem, wohl aber z. B. bei Pullis.
Deshalb würde ich, wenn ich einen Pulli aus einem dieser Garne machen würde, ein passendes Garn entweder aus Baumwolle, Mikrofaser oder etwas ähnlich festem besorgen, und alle Bündchen aus diesem Garn stricken. Bei Ärmeln würde ich diese eher gestreckt als locker messen, evtl. den ganzen Ärmel aus dem festen Garn machen - sieht meiner Meinung nach auch besser aus, weil selbst Kinder bei so viel Flausch eher einem Stofftier gleichen als einem Menschen. Beim Ausschnitt kann man statt eines Bündchens sicherlich auch ein paar Reihen feste Maschen häkeln und dann einen hübschen Zackenrand oder Krebsmaschen als Abschluss. Als letzte stabilisierende Maßnahme würde ich auf jeden Fall das Teil aus Einzelteilen mit stabilen Nähten konstruieren, auf keinen Fall rund stricken. Die Nähte würde ich mit Faden von den Bündchen im Rückstich nähen, ebenso die Schulternähte.
Ich kann allerdings jetzt wirklich nur von diesen beiden Fusselgarnen ausgehen, weil ich andere noch nicht verarbeitet habe - wobei Smash noch weicher ist als Brazilia. Es gibt allerdings mittlerweile so viele verschiedene Fusselgarne, dass ich vielleicht ein paar einzelne Knäule für Maschenproben kaufen würde, bevor ich mich auf einen Pulli einlassen würde. Diese Knäule kann man dann für Ausschnitte an Pullis oder als oberen Rand für Socken verwenden. Oder man macht aus zwei passenden Farben einen Schal, oder aus einem Knäul einen Kinderschal.
Ein Garn, das ich auch noch verarbeitet habe, ist Estivo von Lana Grossa, das als "Trägerfaden" für den Flausch Baumwolle hat. Es scheint wesentlich formstabiler zu sein als die anderen, und es hat einen wunderbar weichen Flausch, dem sicherlich auch empfindlichste Haut nicht widerstehen kann. Wie alle LG-Garne hat es natürlich seinen Preis. Wie gesagt, man sollte sich einfach mal umschauen, was es so gibt.
Tja, ich sagte ja in meinem ursprünglichen Text, dass ich auch noch Garn für ein Fussel-Top liegen habe (ich meine Brazilia). Irgendwann wird da auch mal was draus. Aber meine ganzen Bedenken sind leider erst entstanden, als ich das Garn schon hatte. Vielleicht hätte ich dieses Garn sonst gar nicht gekauft, oder nur die Menge für einen Schal.